Entwicklung des Modells der Demenzservicestellen

Kurzbeschreibung

Das Modell der Demenzservicestellen (DSS) wurde in drei Projektphasen entwickelt.

Projektphase 1: Entwicklung der Bausteine des Modells (Förderung der Betroffenen durch ein stadiengerechtes Training und die Unterstützung der Angehörigen).

Projektphase 2: Wirksamkeitsprüfung und Ausrollung des Modells auf sechs Standorte. Das Ziel des Projekts war der Aufbau eines psychosozialen Betreuungsprogramms zur Unterstützung der ärztlichen Versorgung und Früherkennung demenzieller Erkrankungen im Bezirk Gmunden/Oberösterreich. Die Studie war für dreieinhalb Jahre geplant.

Projektphase 3: Ausrollung des Modells auf weitere Standorte in OÖ (Stand 2023: 11).

Projektziel

Wichtige Grundprinzipien des Modells sind die Demenzspezifizität, die Ausrichtung aller Behandlungsmethoden auf die Stadien der Erkrankung und die Bedürfnisse der betroffenen Personen wie auch von deren An-/Zugehörigen. Ein spezifisches Augenmerk auf die frühesten Symptome der Erkrankung und die langzeitliche optimale Begleitung der Familien sind die Kernpunkte der Arbeit in den DSS.

Für das Modell der Demenzservicestellen wurden drei Hauptziele definiert:

  • Früherkennung der Krankheit
  • Verhinderung der (frühzeitlichen) Institutionalisierung
  • Entlastung der Angehörigen

Projektleitung

Felicitas Zehetner, Mag. (FH) Edith Span, Univ.-Prof.in Dr.in Stefanie Auer

Projektlaufzeit

Allgemein:

Das IVD-Projekt ist bis 2019 gelaufen bzw. wurde am 1. 1. 2020 in eine Regelfinanzierung überführt.

2001 – 2019

Projektphase 1:
2002 – 2005: „Gesund länger pflegen“ | Projektnummer: 599/III/83

Projektphase 2:
2008 – 2010: „Strukturbildendes Projekt zur Versorgung von Personen mit Demenz und deren Angehörigen“ | Projekt Nummer: 1481/III/2

Projektphase 3:
2010 – 2019: Etablierung der Struktur; größtmögliche Verbreitung

Projektpartner

Projektinhalt

Folgende Angebote wurden für das Versorgungsmodell entwickelt:

  • psychologisches Screening und (vor)diagnostische Beratung und Bedarfserhebung
  • stadiengerechtes Training (Stadienspezifisches Retrogenetisches Training)
  • Angebote für An-/Zugehörige

In einem Screeningprozess wurden RisikopatientInnen anlässlich eines Arztbesuches identifiziert. Anschließend erfolgte eine umfangreichere Testung zur Klärung der Frage, ob das kognitive Defizit signifikant ist oder nicht (Mild Cognitive Impairment – MCI – vs. beginnende Demenz). Personen mit signifikanten kognitiven Beeinträchtigungen wurden zu einer fachärztlichen Abklärung eingeladen. Die PatientInnen konnten somit früher die richtige pharmakologische Behandlung erhalten. Die fachärztlich untersuchten und diagnostizierten Personen wurden in ein psychosoziales Betreuungsprogramm eingebunden. Personen mit MCI wurden in Abständen eines Jahres testpsychologisch untersucht und konnten beim Übertritt in eine Demenz frühzeitig identifiziert und einer medizinischen Abklärung zugeführt werden.

Die Niederschwelligkeit der Struktur der Demenzservicestellen ist sowohl für die Früherkennung als auch für die Verhinderung der frühzeitigen Institutionalisierung von großer Bedeutung. Viele Familien sind durch die ersten Symptome einer Demenzerkrankung stark verunsichert und wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen, um die Würde ihres Angehörigen zu wahren. Die medizinischen Strukturen erscheinen vielen Familien als zu hohe Barrieren, um diesen ersten Schritt von einer Befürchtung in eine Gewissheit zu wagen. In diesem Zustand der Verunsicherung vergehen viele wichtige Monate oder gar Jahre, in denen bereits Klarheit und ein Zukunftsplan wesentlich zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen könnten. Hier ist ein leicht erreichbarer verständnisvoller Ansprechpartner nötig, der auch bei Bedarf anonym spezialisierte Informationen zur Verfügung stellt und individuell auf die Bedürfnisse der Familie eingehen kann. Die Niederschwelligkeit ist auch im Krisenfall von Bedeutung: Krisen sind oft gekennzeichnet durch akut auftretende Verhaltensänderungen und entsprechende interpersonelle Konflikte, die ohne Interventionen zu einer Eskalation der Situation zu Hause und zu einer frühzeitigen Institutionalisierung der Person mit Demenz führen kann.

Die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen sind in den verschiedenen Stadien der Krankheit unterschiedlich. Nur eine Struktur, die flexibel auf diese Bedürfnisse eingehen kann, wird von den Familien langfristig in Anspruch genommen. Sowohl die Förderung von Menschen mit Demenz als auch die Ausbildungsmodule und Angehörigengruppen sind stadiengerecht geführt. Im Rahmen des Modells der Demenzservicestelle wird die international anerkannte 7-stufige „Global Deterioration Scale“ (GDS; Reisberg, 1982) als theoretische Grundlage zur Entwicklung verschiedener Handlungskonzepte verwendet.

2022 wurde für das Netzwerk Demenz OÖ ein Handbuch erstellt.